As life goes by

Ich möchte unvoreingenommen und ohne Vorbehalte angenommen werden. Ich möchte willkommen sein.

Ich möchte mich nicht verstellen müssen. Ich möchte mich nicht verbiegen müssen. Ich möchte mir keine Gedanken machen müssen, wie ich Dinge sage. Ich möchte ich sein können.

Ich möchte mich fallen lassen können und dabei sicher sein, aufgefangen zu werden. Ich möchte wir sein.

Selbstfindungsphase. In vielerlei Hinsicht.
Wobei, dieses ganze verdammte Leben ist eine Selbstfindungsphase, ohne dass man jemals Erfolg bei der Suche hat.

Gestern bei feuchtkaltem Wetter mich und meine Liebste noch gefragt, wie der Sommer so schnell an einem vorbeifliegen kann. Heute dann in Fulda im "Sieben Welten" wie Gott uns schuf über zwei Stunden in der Nachmittagssonne gelegen. Ein goldener Oktobertag, in jeder Hinsicht.

Die ersten drei Tage in leitender Verantwortung hinter mir. Keine ruhige Minute, zig Überstunden. Und viel viel Spaß! Yeah!

...besser.

:-)

Nach dem Telefonat endgültig niedergeschlagen. Angst, nicht gerecht werden zu können, Angst, so wie ich bin zu wenig zu sein. Und die alte Frage: warum habe ich in den letzten zehn Jahren immer mehr "verlernt", einfach über Gott und die Welt zu quatschen? Mich über Profanes, Hobbies, Ärgernisse stundenlang auszutauschen und mich dabei nicht zu langweilen? Warum empfinde ich solche Gespräche mittlerweile regelmäßig als ermüdendes, überflüssiges Geschwätz? Und macht mich dies zu einem schlechten Freund oder Partner, dass man mit mir nur mittelmäßig bis schlecht small-talk machen kann? Selbstzweifel, Angst, Traurigkeit, Kraftlosigkeit. Erschrecken über letztere Gefühle.

Wie kann sich meine Stimmung innerhalb von vier Tagen (siehe Eintrag vom 19.) so verändern? Angst vor der Zukunft, Gefühl der Kraftlosigkeit, traurig, von der Welt verlassend fühlend - und das alles nur wegen zwei Tagen der selbstverordneten Untätigkeit zur Genesung von dieser hartnäckigen Erkältung. Das ist doch nicht normal. Ich ängstige mich.

Doch keine Wadenzerrung, sonder ein Muskelfaserriss. Dazu eine Dicke Rundumerkältung mit Halsschmerzen und Bronchen. Juhu. Fuck off.

"Morgendliche" Eigenbestandsaufnahme: fühle mich erstaunlich energiegeladen, strahlend. Trotz dicker Erkältung (das Frühstück schmeckte irgendwie nach nichts, schade um die gute Pastete, die selbstgemachte Marmelade und den Kaffee mit Haselnusssirup) und Wadenzerrung (humpeldipumpel). Dazu weiterhin das Beziehungsdamoklesschwert ständig gut sichtbar über mir schwebend, die Ungewissheit, ob wir es zusammen schaffen.

Und trotzdem: ich fühle mich verdammt lebendig, gelassen hinsichtlich der Zukunft. Woran liegt es? Spontan: ich mag mich, kann zu meinem Verhalten stehen und glaube an mich. Trotz all der Unsicherheiten im Beruf (bekomme ich mein Probesachgebiet in den Griff, komme ich mit dem Stress zurecht?) und in der Liebe. Ich packe das und genieße die Zeit mit mir. Die lange Zeit als Single vor dem Beginn meiner jetzigen Beziehung im Mai dieses Jahres hat mir sehr gut getan. In der Katastrophenzeit 2009 habe ich mich nach dem stetigen Absturz aufgerappelt, stärker als ich es zuvor war. Ich habe herausgefunden, dass in mir ein Feuer des Willens brennt, das ich bisher unterschätzt hatte.

Schön.

Back in real life. Feels like fiction.

Ich schaffe das alles. Diese verdammte Welt hat mir verdammt noch mal zu meinen verdammten Füßen zu liegen. Oh, und es wäre schön, wenn die verdammte Werkstatt meinen verdammten fast neuen Wagen repariert bekäme. Damned.

Weniger Rücksicht auf meine Umwelt nehmen. Mir weniger Gedanken machen. Ich bin viel zu weich für diese Welt und untergehen ist keine Option.

Niemand ist eine Insel. Manchmal wäre ich froh, ich wäre eine.



Nachtrag von Gedanken vom 15.06., Berufungsverhandlung in Strafsachen vor dem Landgericht:

Wir spielen alle
nur unsere Rollen
wechseln je nach Bedarf
unsere Uniformen
versuchen
anderen gerecht zu werden
und sehnen uns doch nur danach
einfach
wir selbst zu sein

Süße, Du fehlst mir sehr, und das schon gerade mal drei Tage nachdem Du wieder gefahren bist.

Wow, schön, mit Dir gemeinsam den Weg zu gehen.

Mit Hoffnung und Glaube, dass es einen gemeinsamen Weg gibt, an Streitigkeiten, Stimmungsschwankungen, Kopfmeinungen herangehen.

Mit sicherer Überzeugung und Zuversicht, dass mein Leben glücklich weitergehen wird, sollte ihr Kopf Recht haben.

Drei Tage, drei Mal 1.050m. Here we go, Bikini... ähh, Badehosenfigur. Nein, ich bin überhaupt nicht eitel.

Edit: abends mich selbst sabotiert mit zwei selbstgemachten, dicken, mit Tomate, Kochschinken und Unmengen von Käse gefüllten Blätterteigtaschen. Zwingende Folge: noch mehr Sport.