Sonntag, 30. Mai 2010
Schweigen
Schwere Gewitterluft mit einzelnen Tropfen begleitete uns durch den Rhododendronpark. Die Vielfalt der Azaleen in ihrer Größe, der Form und Farben ihrer Blüten und Blätter war überwältigend, berauschend. In solchen Momenten intensivster Sinneseindrücke, dem Genuss der Natur, steigen in mir regelmäßig Melodien auf, wie aus einem tiefen See suchen sie sich ihren Weg an die Oberfläche, bestimmen zunächst meine Gedanken und verlassen schließlich leise meine Lippen. Der Wunsch, sie laut herauszusingen ist so stark und doch halte ich mich in Gesellschaft, auch meiner Eltern, fast immer zurück – wer würde es verstehen?

Gleichzeitig wünschte ich mir in diesen schönen Momenten, dass Du an meiner Seite bist. Wir Hand in Hand zusammen diese Welt genießen. Schweigend, ohne zu diskutieren, ohne zu streiten, ohne all die Missverständnisse, diese unglücklichen Wege, die unsere Kommunikation viel zu häufig nimmt. Schweigend, mit dem Gefühl, dass es einfach richtig ist, dass Du an meiner Seite bist.

Der Wunsch nach Schweigen, nach Ruhe ist in mir im Moment sehr stark. Nicht ständig mit Menschen kommunizieren zu müssen, nicht vorsichtig sein zu müssen, was und wie man kommuniziert. Schweigen, alleine bei mir sein. In mich hineinhorchen, nur auf mich achten, ohne Rücksicht auf die Welt um mich herum. Mich zurückziehen. Ohne dass hierbei Traurigkeit, Niedergeschlagenheit entständen. Im Gegenteil. Vieles fühlt sich im Moment so lebendig, so gut an. Es ist nur einfach viel zu viel auf einmal. Abstand suchen, auch zu dem und denen die mir gut tun und die ich liebe – um nach dieser Erholung in der Lage zu sein, dem und denen gerecht zu werden, denen ich gerecht werden möchte.

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oh, den wunsch kenn ich nur zu gut! nur mal für sich sein wollen, sich sortieren, einfach nur da sein. komischer weise ist immer für alles andere zeit - nur nicht dafür. jetzt, wo ich ihnen das schreibe, denke ich... eigentlich ist man ganz schön dumm, dass man sich diese zeit nicht einfach nimmt. aber die frage bleibt: wann? ;)

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Das ist seltsam, die Natur brachte in Ihnen eine Saite zum Klingen, Sie sollten ob des glücklichen Momentes innehalten und die Seele auftanken. Und doch sperren Sie sich gegen das Glücksempfinden dieses Momentes: Sie fragen sich, ob andere die jubelnde Entäußerung wohl verstehen würden, Sie beschneiden Ihr Glück durch das Herbeisehnen anderer...
Warum fällt es so schwer, Momente des Glücks und der Zufriedenheit so zu nehmen, wie sie gerade sind?

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Mein Glück ist "zum Glück" auch so gegeben gewesen.

Seine Entäußerung war nicht vollumfänglich, doch ist die Entäußerung zwingende Voraussetzung für das Glücksempfinden an sich? Ich glaube nicht. Hätte ich laut herausgesungen, wäre ich in die Sphäre anderer Menschen in einer Art eingedrungen, welche nicht unbedingt als angenehm aufgenommen worden wäre. Wäre ich alleine gewesen, hätte ich laut herausgesungen. So war es mir wichtig, auf meine Eltern und andere Besucher Rücksicht zu nehmen.

Hm, das mit dem Herbeisehnen anderer ist so eine Sache. Es stimmt schon - der Glücksmoment fühlte sich nicht vollkommen an, weil ich ihn gerne geteilt hätte. Aber beschneide ich damit tatsächlich mein Glück? Ist es nicht eher so, dass mein Glück einfach noch größer gewesen wäre, wenn ich es hätte teilen können?

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