Mittwoch, 10. März 2010
Zuhören
In der nahen Vergangenheit ist es mir des häufigeren passiert, dass ich beobachten konnte, dass Menschen mit mir kommunizieren wollten, mich kennenlernen wollten, und schließlich fast das gesamte "Gespräch" selbst bestritten haben, indem sie ohne Unterbrechnung geredet haben. Gut, ich habe es auch bewußt provoziert, indem ich weder ins Wort gefallen bin noch kurze Pausen genutzt habe, um mich zu äußern, sondern darauf gewartet habe, dass der/die Andere seinen Gedankengang abschließt und mich im Anschluss etwas fragt oder in Erwartung einer Reaktion anschaut. Die erstaunliche Folge war regelmäßig, dass der/die Andere Gedanke an Gedanke knüpfte und zu keinem Ende kam, so dass ich irgendwann versucht war, eine Liste der vorbeifliegenden Gesprächsthemen zu verfassen, um mich später noch zu allem angemessen äußern zu können.

Das Verrückte ist, dass ich (fast) nie den Eindruck hatte, dass dieser stetige Wortfluss nur daraus resultierte, dass der/die Einzelne so sehr von sich selbst eingenommen war, sondern dass mir alle etwas Gutes tun wollten ohne zu merken, dass ich eigentlich gar nicht am Gespräch teilnahm. Und erstaunlicherweise schienen alle nach diesen einseitigen Gesprächen auch sehr zufrieden mit deren Verläufen zu sein. Bin ich einfach ein guter Zuhörer oder waren die Betroffenen einfach nur froh, dass sie mal richtig "ausreden" konnten?

Was einem so alles auffällt, wenn man sich nur selber einfach mal zurückhält... Es gibt eine schöne Simpsons-Folge, in der Homer der Kiefer (glaube ich) gebrochen wird, er jedenfalls nicht mehr sprechen kann und auf einmal feststellt, dass die Menschen um ihn herum sehr viele interessante Dinge wissen und zu erzählen haben, von denen er vorher nie etwas mitbekommen hat, weil er seine Selbsteingenommenheit auch stets auslebte, indem er seine Klappe nicht hielt.

... comment